Mythen und Wahrheit über Alkohol
Mythen über Alkohol und was dahinter steckt
Der Preis für Alkohol hat keinen Einfluss auf den Konsum? Falsch! Trotzdem behaupten das viele. Die Wahrheit ist: Wenn Alkohol teurer wird, wird auch weniger getrunken.
Mythen und Wahrheiten über Alkohol - Fakten für alle, die es genau wissen möchten
Alkohol und Jugendliche, Binge-Drinking, Schwangerschaft, Alkohol am Arbeitsplatz. Zu diesen und weiteren Themen haben wir den aktuellen Wissensstand in ausführlichen Hintergrundinformationen zusammengetragen.
Viele Menschen in Deutschland trinken Alkohol. Die meisten wissen zwar, dass Alkohol abhängig machen kann, aber sie verdrängen, wie stark Alkohol der Gesundheit schadet. Stattdessen hält sich die Meinung, Alkohol sei gesund. Oder er wird zum Kulturgut verklärt.
Solche Mythen entpuppen sich als pure Schutzbehauptungen. Einer Überprüfung halten sie nicht stand.
Ein bisschen Alkohol kann doch nicht schädlich sein!
Falsch.
Richtig: Alkohol ist ein Zellgift, das immer wirkt. Jedes Glas Alkohol erhöht das Risiko, Erkrankungen zu entwickeln. Deshalb spricht man bestenfalls von einer risikoarmen Dosis und nicht von einer risikofreien. Weniger und nicht jeden Tag Alkohol zu trinken ist besser. So kann man gesundheitliche Risiken kleiner halten.
Das Krankheitsrisiko ist deutlich erhöht
- für Frauen, wenn sie täglich mehr als 12 g reinen Alkohol trinken,
- für Männer, wenn sie täglich mehr als 24 g reinen Alkohol trinken.
12 bzw. 24 g Alkohol entsprechen etwa 0,3 bzw. 0,5 l Bier oder 1/8 l bzw. 1/4 l Wein mit einem durchschnittlichen Alkoholgehalt.
An mindestens zwei bis drei Tagen pro Woche sollte ganz auf Alkohol verzichtet werden. Diese Grenzwerte gelten nur für gesunde Erwachsene ohne zusätzliches geerbtes oder erworbenes Risiko. Auch gesunde Menschen sollten pro Woche zwei Tage abstinent bleiben. In Deutschland überschreiten 7,4 Mio. Menschen täglich diese Grenzwerte. Sie trinken riskant.
Tabak macht Krebs, aber doch nicht Alkohol!
Falsch.
Richtig: Alkohol erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken. Beim Abbau von Alkohol im Körper entsteht Acetaldehyd. Dieses Stoffwechselprodukt ist ein Zellgift und gehört zu den Top 10 der Stoffe, die Krebs auslösen. Die unmittelbar spürbare Wirkung des Acetaldehyds ist der „Alkoholkater“ am nächsten Tag.
Langfristig schädigt Alkohol alle Organe und Nervenzellen. Alkohol verursacht besonders häufig Tumore in der Speiseröhre, der Mundhöhle und dem Rachenraum, an der Leber und im Dickdarm/Enddarm und bei Frauen in der Brust.
Über eine chronische Entzündung und Verfettung der Leber kann Alkohol zu einer so genannten Schrumpfleber führen, die wiederum ein hohes Krebsrisiko darstellt: Frauen, die täglich etwa 20 Gramm Alkohol – ca. ein Viertel Wein oder 0,5 l Bier – trinken, haben ein um das 6fach erhöhte Risiko, an dieser auch als Zirrhose bezeichneten Leberschädigung zu erkranken. Bei Männern liegt die Grenze bei täglich etwa 40 Gramm.
In den Industrienationen werden die meisten Leberkrebsfälle durch diese Spätfolge chronischen Alkoholkonsums ausgelöst. Auch das Risiko für Brustkrebs bei Frauen erhöht sich bei Alkoholkonsum in Abhängigkeit von der Dosis in allen Altersgruppen.
Strengere Gesetze bringen nichts, das sieht man doch in Norwegen und Schweden!
Falsch.
Richtig: Norwegen und Schweden sind für ihre strenge Alkoholpolitik bekannt. Als Beleg für ihr Scheitern werden gerne Betrunkene auf den Fähren zwischen Skandinavien und Deutschland angeführt. Das ist so aussagekräftig, als würde man den Alkoholkonsum der Deutschen am Beispiel eines Volksfestes bewerten.
Richtig ist dagegen, dass Norwegen und Schweden in Europa zu den Ländern mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Konsum von Alkohol gehören. Zahlen der WHO für 2009 weisen für Deutschland einen Konsum von 12,87 l reinen Alkohols aus, für Norwegen 8,3 l und Schweden 8,85 l. In diesen Zahlen ist geschmuggelter und illegal gebrannter Schnaps bereits mit einbezogen. Auch der Konsum von Spirituosen ist deutlich niedriger als in Deutschland.
Der Preis für Alkohol hat keinen Einfluss auf den Konsum!
Falsch.
Richtig: Wenn alkoholische Getränke teurer werden, sinkt der durchschnittliche Pro-Kopf Konsum von Alkohol. Fällt der Preis, steigt der Verbrauch. Das gilt auch für Deutschland.
Einen besonders großen Einfluss haben Preiserhöhungen auf den Alkoholkonsum von Jugendlichen und von starken Trinkern. Das haben zahlreiche Studien belegt. So beauftragte zum Beispiel die EU-Kommission im Jahr 2009 die Wissenschaftler von RAND Europe mit einer Untersuchung zur Erschwinglichkeit alkoholhaltiger Getränke in ihren Mitgliedsländern. Dabei wurden sowohl der Preis als auch das Einkommen und die Inflation berücksichtigt.
Das Ergebnis: Wenn der Preis merklich steigt, wird weniger Alkohol getrunken. Im europäischen Vergleich sind alkoholische Getränke in Deutschland billiger als in den meisten anderen Ländern.
Meine Kinder merken nicht, wenn ich Alkohol trinke.
Falsch.
Richtig: Kinder merken mehr als man denkt. Auch wenn Erwachsene versuchen, den Alkoholkonsum zu verstecken. In Deutschland leben derzeit ca. 2,6 Millionen Kinder unter 18 Jahren in Familien mit mindestens einem suchtkranken
Elternteil. Fast jedes sechste Kind kommt aus einer Suchtfamilie. Kinder suchtkranker Eltern haben im Vergleich zu Kindern aus nicht süchtigen Familien ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, als Erwachsene selbst suchtkrank zu werden.
Wenn ein risikoarmer Alkoholkonsum vorgelebt wird, haben die Kinder gute Chancen, selbst das rechte Maß zu finden. Eltern sind ganz klare Vorbilder. Wenn man achtsam mit sich selber umgeht, können sich Kinder abschauen, wie sich Anforderungen und Ausgleich vereinbaren lassen.
Komasaufen ist nur ein Jugendphänomen!
Falsch.
Richtig ist: Alkoholvergiftungen kommen in allen Altersgruppen und allen Gesellschaftsschichten vor. Das gerät in der öffentlichen Diskussion leicht aus dem Blick. Zwar ist die Zahl der Krankenhausbehandlungen aufgrund einer Alkoholvergiftung bei Jugendlichen zwischen 2000 und 2016 festzustellen (+ 134,5 %), aber die Mehrheit der Behandlungen betrifft Erwachsene: In 2016 wurden 81 % der Krankenhausbehandlungen wegen akuter Alkoholvergiftung bei über 20-Jährigen durchgeführt.
Rotwein ist gesund und senkt das Risiko für Herzerkrankungen!
Falsch.
Richtig: Es gibt Studien, die feststellen, dass Alkohol das Risiko für Herzerkrankungen senkt. Das gilt aber nur bei sehr geringen Mengen, also bei risikoarmem Konsum. Zudem weisen viele Studien methodische Mängel auf, so dass der ohnehin geringe Effekt wahrscheinlich überschätzt wird.
Wesentlich größer ist dagegen die Gefahr, durch Alkohol krank zu werden: Er schädigt alle Körperzellen und kann über 200 Krankheiten verursachen – sowohl körperliche als auch psychische Krankheiten, inklusive der Krankheit Alkoholabhängigkeit. Der Konsum von Alkohol ist das dritthöchste Risiko zu erkranken und vorzeitig zu sterben. Dieses Risiko kann man vermeiden.
Werbung verführt nicht dazu, mehr Alkohol zu trinken. Sie dient nur dazu, den Markt aufzuteilen!
Falsch.
Richtig: Nationale und internationale wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass Alkoholwerbung Jugendliche zum Trinken verleitet. Sie beginnen früher mit dem Alkoholkonsum, trinken insgesamt mehr und haben eine verzerrte Erwartungshaltung. Insgesamt bewirkt Werbung eine positivere Grundeinstellung zum Trinken.
Alkoholhersteller und Werbeindustrie behaupten zwar gerne, Alkoholwerbung diene nur dazu, einen gesättigten Markt aufzuteilen. Dabei verschweigen sie, dass ihre Werbung insbesondere auf neue Zielgruppen und nachwachsende Generationen abzielt. Kurz: Alkoholwerbung richtet sich an Jugendliche und junge Menschen und wirkt konsumfördernd.
Alkohol ist ein Kulturgut!
Falsch.
Richtig: Weinanbau und Alkoholkonsum haben zwar eine lange Tradition in Europa. Aber von Kultur kann man nur sprechen, wenn Alkohol in sehr geringen Mengen, zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten getrunken wird.
Alkoholbedingte Verkehrstote und -verletzte, verprügelte Frauen und Kinder sowie Suizide von Jugendlichen sind die Schattenseiten des vermeintlichen Kulturgutes:
In Deutschland geschehen jährlich 13.400 Alkoholunfälle mit Personenschäden im Straßenverkehr. Im Jahr 2016 starben dabei 225 Menschen, 16.770 wurden verletzt.
Fast jede dritte Gewalttat in Deutschland wird unter Alkoholeinfluss begangen. Alkohol ist nicht die Ursache von Gewalt, aber er begünstigt Gewaltausbrüche. Bei häuslicher Gewalt sind die Täter überwiegend Männer und die Opfer Frauen. Um die Gewalt ertragen zu können, beginnen einige Frauen selbst zu trinken und werden dadurch umso leichter Opfer. Kinder und Jugendliche in suchtbelasteten Familien erleben häufiger Gewaltszenen und werden selbst misshandelt oder vernachlässigt.
Vor allem bei starken Trinkern und bei jugendlichen Alkoholkonsumenten ist das Risiko erhöht, dass sie Suizid begehen. Das gilt besonders, wenn sie unter psychischen Problemen wie Depressionen leiden. Annähernd 7% der alkoholabhängigen Menschen sterben durch Suizid.
(Quelle: DHS "Aktionswoche Alkohohl")