Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene - Daten und Fakten

Alkohol und Jugendliche: Daten und Fakten

Das Austesten – und zuweilen das Überschreiten – von Grenzen ist fester Bestandteil der persönlichen Entwicklung in der Jugendphase. Häufiges Rauschtrinken und regelmäßiger Alkoholkonsum sind jedoch problematisch. Denn während risikoarme Konsummuster in der Jugendphase erlernt werden können, sind es genauso die riskanten Verhaltensweisen während dieser Lebensphase, die spätere Konsummuster prägen und damit höhere Schäden für den Einzelnen wie für die Gesellschaft verursachen. Der Alkoholkonsum in Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf hohem Niveau, auch bei den Jugendlichen sind riskante Konsummuster häufiger als in anderen Ländern.

Konsumeinstieg: Zwei Drittel der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen haben schon einmal Alkohol getrunken.Der erste Alkoholkonsum findet in dieser Altersgruppe im Durchschnitt mit 13,8 Jahren statt. Bei den 16- bis 17- Jährigen sind es über 90 %, die schon einmal Alkohol getrunken haben (BZgA, 2015).
Regelmäßiger Konsum: Der Alkoholkonsum verfestigt sich bei den 16- bis 17-Jährigen so weit, dass mehr als jeder Vierte regelmäßig mindestens einmal pro Woche trinkt (BZgA, 2015).
Gesundheitlich riskanter Alkoholkonsum: 10 % der Jugendlichen im Alter von 16 bis 17 Jahren konsumieren Alkohol in Mengen, die für Erwachsene als gesundheitlich riskant gelten (BZgA, 2015).
Binge-Drinking: Bei den 12- bis 17-Jährigen sind es rund 13 %, die mindestens einmal im Monat fünf oder mehr Gläser Alkohol zu sich nehmen (BZgA, 2015). Diese Menge ist für Jugendliche gefährlich, da sie die körperliche und geistige Entwicklung beeinträchtigen und zu zahlreichen negativen psychosozialen Begleiterscheinungen führen kann (Anderson, 2007; De Bellis et al., 2000; Spear, 2002; weitere Informationen: DHS Factsheet „Binge-Drinking und Alkoholvergiftungen)“.
Alkoholvergiftungen: Die Zahl der Jugendlichen, die mit akuter Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden mussten, lag im Jahr 2014 bei 22.628 Fällen und ist damit mehr als doppelt so hoch wie noch im Jahr 2000(Statistisches Bundesamt, 2000–2014).
Alkoholkonsum nach Schulform: Schülerinnen und Schüler von Hauptschulen weisen den höchsten Wert für regelmäßiges Trinken und den Konsum gesundheitlich riskanter Mengen Alkohols auf (BZgA, 2015).
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Es trinken wesentlich mehr männliche Jugendliche regelmäßig Alkohol als weibliche. Im Jahr 2014 lag die Differenz zwischen beiden Geschlechtern bei rund 17 Prozentpunkten (BZgA, 2015).
Internationale Vergleiche: Deutsche Jugendliche trinken häufiger und mehr Alkohol als Gleichaltrige in anderen europäischen Ländern. In vielen Vergleichen zählt Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Werten (ESPAD, 2011).
Alkohol als Todesursache: Weltweit gilt bei mehr als 35 % aller Todesfälle unter jungen Männern im Alter von 15 bis 29 Jahren Alkohol als Ursache (WHO, 2011).

Genetische Disposition (Veranlagung)

Alkoholismus kommt in vielen Familien gehäuft vor. Das kann unter anderem genetische Gründe haben. So ist bereits seit vielen Jahren aus Adoptions- und Zwillingsstudien bekannt, dass die Vererbbarkeit von Alkoholabhängigkeit bei etwa fünfzig Prozent liegt.
Hinzu kommen verstärkende Faktoren wie:
- Aufwachsen in Risikofamilien, die durch Alkohol- und Drogenmissbrauch, Disharmonie und Strukturmangel gekennzeichnet sind eine ungünstige Peergroup, bestimmte psychiatrische Auffälligkeiten wie Störung des Sozialverhaltens und Hyperaktivität sowie eine berufliche Tätigkeit mit leichtem Zugang zu Alkoholgetränken
- geringe Frustrationstoleranz
- Die Werbung der Getränkeindustrie ist stark auf junge Menschen ausgerichtet und benutzt zunehmend indirekte Werbemethoden, in denen das beworbene Produkt (zum Beispiel eine Biersorte) als integraler Bestandteil des Lebensstiles junger Menschen dargestellt wird.

Anzeichen/ Auswirkungen

Alkoholkonsum ruft bei diesen Menschen kaum unangenehme Wirkungen hervor, sodass ein natürliches Warnsignal fehlt, das den Betroffenen anzeigt, wie gefährlich exzessiver Alkoholkonsum für sie ist (aufgrund von serotonerger Funktionsstörung die genetisch bedingt sein kann oder als Folge früher sozialer Stressbedingungen ) erhöhte Aggressivität und erhöhte Toleranz gegenüber den Wirkungen akuten Alkoholkonsums. Kennzeichen der Risikofaktoren ist also, dass sie mit einer geringen Ausprägung unangenehmer Wirkungen akuten Alkoholkonsums einhergehen. Dies wird von den Betroffenen meist nicht als Gefahr, sondern eher als vermeintliche Stärke erlebt („ich kann andere unter den Tisch trinken“). Gerade jene jungen Menschen, die viel Alkohol vertragen, sind aber besonders gefährdet, auf längere Sicht alkoholabhängig zu werden.

Suchtmittelabhängigkeit ist eine Familienkrankheit

Die Bundesregierung geht davon aus, dass bei rund 3,8 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren im Laufe eines Jahres ein Elternteil psychisch krank ist. Bei 2,65 Millionen Kindern davon haben die Eltern die Diagnose Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit. Schätzungsweise 6,6 Millionen Kinder leben bei einem Elternteil mit riskantem Alkoholkonsum.

Rund 60 000 Kinder haben nach Schätzungen einen opiatabhängigen Elternteil und leben teilweise mit diesem zusammen. Das Dunkelfeld wird als sehr hoch angesehen.

Etwa 37 500 bis 150 000 Kinder haben pathologisch glücksspielsüchtige Eltern, wobei in den meisten Fällen der Vater betroffen ist.

Etwa ein Drittel der Kinder aus alkoholkranken Familien (Children of Alcoholics/Addicts = COAs)  werden als Erwachsene selbst stofflich abhängig. Ein Drittel (teilweise überlappend mit dem ersten Drittel) entwickelt psychische oder soziale Störungen. Das letzte Drittel trägt augenscheinlich keine Beeinträchtigungen davon. Doch fällt es auch diesen Erwachsenen Kindern alkoholkranker Eltern oft schwer, z.B. Ihren Platz in der Arbeitswelt zu finden und nahe Beziehungen einzugehen. Sehr häufig suchen sie sich eine/n suchtkranke/n Lebenspartner/in und wiederholen so die aus der Herkunftsfamilie gewohnten Beziehungsmuster.

Adoptionsstudien mit Kindern von Alkoholikern, die in unterschiedlichen Umgebungen aufwuchsen, zeigen, dass das Risiko der Söhne von Alkoholikern (1 Elternteil), an Alkoholismus zu erkranken,
viermal so hoch ist wie bei den Söhnen von Nichtalkoholikern
, unabhängig davon, ob sie bei ihren alkoholkranken Eltern aufwuchsen oder bei Adoptiveltern

Sind beide Eltern alkoholabhängig, steigt das Risiko einer Alkoholabhängigkeit um das 19-fache bei Söhnen und um das 28-fache bei Töchtern.

 

DHS Factsheet

Dieses Factsheet (siehe Download) zeigt eine Übersicht über aktuelle verfügbare Daten zum Alkoholkonsum Jugendlicher in Deutschland sowie Erklärungsansätze und sinnvolle und notwendige Reaktionen der Gesellschaft auf die Probleme.

DHS Forderungen nach einem wirksamen und einheitlichen Jugendschutz:

1. Gesetzlicher Jugendschutz muss konsequent umgesetzt werden, um seine Wirksamkeit zu erzielen. Verstöße dürfen nicht bagatellisiert, sondern müssen flächendeckend und lückenlos sanktioniert werden.
2. Die Inkonsequenz im Gesetz muss aufgehoben werden. Unterschiedliche Altersgrenzen für verschiedene Getränketypen sind nicht begründbar. Die DHS fordert daher: Kein Alkohol unter 18 Jahren.