Jahrbuch Sucht 2023 erschienen
PRESSEMITTEILUNG
Aktuelle Zahlen & Fakten zu Alkohol, Tabak, illegalen Drogen und Glücksspiel
Alkoholkonsum in Deutschland immer noch zu hoch | Weniger Alkohol bringt Plus an Lebenszeit | DHS fordert alkoholpolitische Maßnahmen für mehr Gesundheit | Rauchen nach wie vor weit verbreitet | DHS: Tabakkontrolle und Tabakprävention weiter ausbauen | Cannabis meistkonsumierte illegale Droge in Deutschland | Legaler Glücksspiel-Markt: Zuwächse Sportwetten liegen bei plus 409,6% | Coronabedingt starke Rückgänge bei Spielbanken und Geldspielautomaten
Welche Trends gibt es in Deutschland beim Alkohol- und Tabakkonsum? Wie ist die Situation bei illegalen Drogen? Was passiert auf dem Glücksspiel-Markt? – Das DHS Jahrbuch Sucht 2023 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) bündelt die aktuellsten Zahlen und Fakten zu Alkohol, Tabak, illegalen Drogen, Glücksspiel und weiteren drogen- und suchtbezogenen Themenstellungen.
ALKOHOL
Millionen Menschen in Deutschland trinken zu viel Alkohol. „Obwohl der Alkoholkonsum im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken ist, wird in Deutschland immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt“, sagt Prof. Dr. Norbert Scherbaum, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) anlässlich der Veröffentlichung des DHS Jahrbuch Sucht 2023. Die Gründe für den hohen Alkoholkonsum hierzulande sind vielfältig. Alkohol ist als vermeintliches „Kulturgut“ gesellschaftlich breit akzeptiert. Auf 10,0 Liter Reinalkohol pro Person ab 15 Jahren beziffert das DHS Jahrbuch Sucht 2023 den Konsum in Deutschland im Jahr 2020.
Alkoholkonsum in Deutschland immer noch zu hoch
Deutschland ist nach wie vor ein Hochkonsumland. Hierzulande konsumieren 7,9 Millionen Menschen zwischen 18-64 Jahren Alkohol in gesundheitlich riskanter Weise (30-Tage Prävalenz): Sie trinken durchschnittlich mehr als 12 g (Frauen) bzw. 24 g (Männer) reinen Alkohol pro Tag. Das entspricht in etwa einem bzw. zwei kleinen Bier (0,3 l).
Alkohol schadet der Gesundheit
Dennoch kennen zahlreiche Menschen die gesundheitlichen Risiken, die mit Alkoholkonsum einhergehen, kaum oder gar nicht. „Auch die Flasche Bier am Abend oder das Glas Wein zum Essen schaden dem Körper.
Selbst geringe Mengen Alkohol können krank machen“, erläutert der Alkoholforscher und DHS Jahrbuch-Autor Prof. Dr. Ulrich John von der Universitätsmedizin Greifswald. „Die Lebensdauer von Menschen mit einer Erkrankung, die Alkoholkonsum zwingend voraus-setzt, ist auffällig kürzer als bei anderen Menschen aus der Bevölkerung.“
Weniger Alkohol bringt Plus an Lebenszeit
Wichtig zu wissen: Jeder und jede kann selbst aktiv etwas für die eigene Gesundheit tun. „Wer wenig oder gar keinen Alkohol trinkt, fühlt sich insgesamt fitter, körperlich wie mental. Und man lebt vergleichsweise länger“, so Prof. Dr. Ulrich John. Frauen kann der Alkoholverzicht ein durchschnittliches Plus an Lebenszeit von mindestens 16 Jahren bringen. Bei Männern sind es 10 und mehr Jahre, zeigt das DHS Jahrbuch Sucht 2023 auf.
DHS fordert alkoholpolitische Maßnahmen für mehr Gesundheit
Um mehr Menschen ein gesundes und längeres Leben zu ermöglichen, muss sich in puncto Alkohol auf gesellschaftlicher und politischer Ebene grundlegend etwas ändern, fordern die DHS Fachleute. „Wir brauchen einerseits einen Wandel der Einstellungen. Und andererseits auch geeignete alkoholpolitische Maßnahmen. Aus der Forschung wissen wir, dass Menschen umso mehr Alkohol konsumieren, je preiswerter, je leichter zugänglich und je attraktiver er ist. Für die Gesundheit der Bevölkerung würde es viel bringen, die Alkoholwerbung und das Sponsoring umfassend zu regulieren. Auch die aktuelle 24/7-Verfügbarkeit von Alkohol einzuschränken und Steuern auf alkoholische Getränke zu erhöhen, ist zwingend notwendig“, betont DHS Geschäftsführerin Christina Rummel.
TABAK
Das Rauchen ist in Deutschland nach wie vor verbreitet. Nach Angaben des Mikrozensus rauchten 2021 rund 16 % der Frauen und 22 % der Männer. Damit ist der Anteil Rauchender weiter rückläufig.
DHS: Tabakkontrolle und Tabakprävention intensivieren
„Trotz einiger Erfolge zählt Deutschland im internationalen Vergleich bei der Tabakprävention und Tabakkontrolle nach wie vor zu den Schlusslichtern. Es bleibt also noch viel zu tun: Maßnahmen, um den Tabakkonsum und die Passivrauchbelastung nachhaltig zu verringern, müssen wir konsequent weiter fortführen und ausbauen“, sagt DHS Geschäftsführerin Christina Rummel.
Fertigzigarettenverbrauch gesunken – leichter Anstieg bei Feinschnitt
Der Fertigzigaretten-Verbrauch sank im Jahr 2022 auf 65,8 Milliarden Stück (minus 8,3 % gegenüber dem Vorjahr). Das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 791 Zigaretten (2021: 863 Zigaretten). Dies ist der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. Dahingegen stieg der Verbrauch von Feinschnitt um plus 0,9 % leicht an. Er lag bei 25.080 Tonnen. Diese Menge entspricht etwa 37,6 Milliarden selbstgedrehten Zigaretten. Der Verbrauch von Zigarren/Zigarillos ging um minus 8,9 % auf 2,5 Milliarden Stück zu-rück. Die Ausgaben für Tabakwaren reduzierten sich auf 27,1 Milliarden Euro im Jahr 2022 (minus 7,7 %).
E-Zigaretten und Tabakerhitzer
Sowohl in Deutschland als auch international ist in den letzten Jahren kontrovers über E-Zigaretten und Tabakerhitzer diskutiert worden. „Die Inhaltsstoffe von E-Zigaretten und Tabakerhitzern sind gesundheitlich bedenklich. Studien belegen, dass E-Zigaretten bereits bei kurzzeitigem Gebrauch zu Atemwegsreizungen und allergischen Reaktionen führen können. Außerdem besteht bei nikotinhaltigen E-Zigaretten und Tabakerhitzern ein Abhängigkeitspotenzial“, erläutert DHS Expertin Christina Rummel.
ILLEGALE DROGEN
Aktuellen Schätzungen zufolge haben etwa 4,7 Millionen Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sowie etwa 374.000 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren in den letzten 12 Monaten eine illegale Droge konsumiert.
Cannabiskonsum
Dabei nimmt Cannabis unter den illegalen Drogen die prominenteste Rolle ein - sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen. In Deutschland konsumierten in den letzten 12 Monaten ca. 4,5 Millionen Personen (zwischen 18-64 Jahren) Cannabis. Im Vergleich zu anderen Drogen dominiert die Substanz mit einer 12-Monats-Prävalenz von 7,6 % unter 12- bis 17-Jährigen und 8,8 % unter 18- bis 64-Jährigen deutlich.
Amphetamin, Ecstasy, Kokain/Crack und NPS
Ecstasy (0,5 %) sowie Amphetamin und Pilze (jeweils 0,3 %) waren bei Jugendlichen die nach Cannabis am häufigsten konsumierten illegalen Drogen. Bei Erwachsenen spielen neben Kokain/Crack (1,6 %) und Amphetamin (1,4 %) auch neue psychoaktive Substanzen (1,3 %) eine Rolle.
Zahl der Drogentoten 2021 gestiegen
Im Jahr 2021 wurden 1.826 Todesfälle durch den Konsum illegaler Drogen dokumentiert. Das entspricht einem Anstieg um 15,5 % gegenüber dem Vorjahr (2020: 1.581). Das Durchschnittsalter der Verstorbenen lag bei 40,8 Jahren.
GLÜCKSSPIEL
Die Umsätze (Spieleinsätze) auf dem legalen Glücksspiel-Markt in Deutschland sind in 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 14,6 % auf 53,4 Milliarden Euro angestiegen. Das liegt vor allem an einem starken Zuwachs im Segment der Sportwetten (plus 409,6 % auf 18,3 Milliarden Euro). Der starke Anstieg (im legalen Bereich) ist auf die Legalisierung der Sportwetten im Rahmen des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV 2021) zurück-zuführen, der am 01. Juli 2021 in Kraft getreten ist.
Coronabedingt starke Rückgänge bei Spielbanken und Geldspielautomaten
Auswirkungen der Coronapandemie sind sowohl in Bezug auf Umsätze als auch Bruttospielerträge der Anbietenden von Glücksspielen (Ausnahme: Sportwetten) erkennbar. Besonders stark fallen die Rückgänge in den Segmenten Spielbanken und Geldspielautomaten mit bis zu 59,3 % aus. Die rund 210.000 aufgestellten gewerblichen Geldspielautomaten in Spielhallen und gastronomischen Betrieben verzeichneten mit minus 41,4 % auf 10,5 Milliarden Euro einen deutlichen Umsatzrückgang. In 2020 waren die Geräte noch der größte Umsatzträger. Mit einem Anteil von 19,6 % belegten sie in 2021 nur noch Platz drei, nach Sportwetten (34,1 %) und Angeboten des Deutschen Lotto- und Totoblocks (28,9 %).
Geringere Teilnahme an Glücksspielen
In 2021 beteiligten sich 29,7 % der 16- bis 70-Jährigen an irgendeinem Glücksspiel. Das ist ein Rückgang um 8,0 % im Vergleich mit 2019. Die Teilnahmeprävalenz an Glücks-spielen mit hohem Suchtpotenzial war deutlich geringer ausgeprägt: 3,3 % der Bevölkerung wetteten auf Sportereignisse mit Festquoten (plus 1,6 %), 2,0 % spielten an Geldspielautomaten (minus 0,7 %), 2,0 % beteiligten sich an Online-Casinospielen (plus 1,3 %), 1,3 % waren in Spielbanken aktiv (minus 0,6 %) und 1,4 % wetteten auf Live-Sportereignisse (plus 0,6 %).
Glücksspielbezogene Störungen
Bezogen auf einzelne Spielformen sind Spielerinnen und Spieler an Geld- und Glücksspielautomaten mit 33,4 % bzw. 31,5 % am häufigsten von einer glücksspielbezogenen Störung betroffen, gefolgt von Live-Wetten mit 29,7 %.
Steigende Anzahl an Spielersperren
Mit dem Glückspielstaatsvertrag 2021 (§ 8) wurde zum 1. Juli 2021 das Spielersperrsystem OASIS (Onlineabfrage Spielerstatus) als bundesweit zentrales, spielformübergreifendes Sperrsystem eingeführt. OASIS enthielt Ende des Jahres 2021 insgesamt 106.869 Sperrsätze. 43,3 % der Sperrsätze entfielen auf Spielbanken. 29,1 % auf Sport-wetten und 22,3 % auf Spielhallen. Im Vergleich mit 2020 hat sich die Anzahl der Sperren mehr als verdoppelt. In 2022 ist sie weiter angestiegen auf mehr als 150.000 (befristete Sperren: rund 23 %, unbefristete Sperren: rund 77 %; Stand: November 2022). Auf einer Selbstsperre beruhen 98.433 (92,1 %) der Sperrsätze. Auf einer Fremdsperre 8.436 (7,9 %).
https://www.dhs.de/unsere-arbeit/dhs-jahrbuch-sucht
Kontakt für Presseanfragen Sie möchten mehr über das DHS Jahrbuch Sucht 2023 erfahren? – Wir unterstützen Sie gerne bei Ihren Recherchen! Ihre Anfrage richten Sie bitte per Mail an Petra von der Linde, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: vonderlinde@dhs.de oder info@dhs.de
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS)
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Fax +49 2381 9015-30
info@dhs.de | www.dhs.de
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS)
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) ist die zentrale Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe. Nahezu alle Träger der ambulanten Suchtberatung und Suchtbehandlung, der stationären Versorgung und der Sucht-Selbsthilfe sind in der DHS vertreten.
DHS-Suchthilfeverzeichnis: Information, Beratung & Behandlung
Bei Fragen rund um das Thema Sucht helfen und unterstützen Fachleute vor Ort und online. Unter www.suchthilfeverzeichnis.de finden Betroffene, Angehörige und Interessierte die Kontaktdaten und Arbeitsschwerpunkte von rund 2.000 ambulanten und stationären Einrichtungen der Suchthilfe in ganz Deutschland.
DHS Publikationen zu Sucht, Drogen und abhängigem Verhalten
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) bietet eine Vielzahl an kostenlosen Publikationen zu den Themenfeldern Sucht, Suchtstoffe und abhängiges Verhalten. Alle aktuell verfügbaren Veröffentlichungen können im DHS Bestellcenter heruntergeladen oder bestellt werden: https://www.dhs.de/infomaterial