Antwort auf Corona-Krise! Selbsthilfe wird digital!

Gerade die Arbeit in den Selbsthilfegruppen hat viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter, Gruppenleiter und Verantwortlichen, bedingt durch die Coronapandemie und damit verordnete Verhaltensregeln/Kontaktsperren vor völlig neue Herausforderungen gestellt. In kürzester Zeit mussten die Selbsthilfegruppen, deren Grundlagen gerade aus der persönliche Begegnung, dem dadurch möglichen Aufbau von Vertrauen, der Schweigepflicht und Anonymität und natürlich der Einhaltung der DSGVO bestehen, auf digitale Alternativen umstellen.

Viele der Anwendungen die im Privat- oder Businessbereich schon lange genutzt wurden, mussten getestet und wieder verworfen werden. Empfehlungen wurden seitens der übergeordneten Organisationen im Selbsthilfeverband weitergegeben und mussten manchmal schon am selben Tag wieder revidiert werden. Der rege diesbezügliche Autausch war und ist für alle Beteiligten neu und zugleich aber auch durch seine Dynamik ermutigend. Man spürt dass man mit der eigenen Unsicherheit und der immensen Flut an teilweise sich widersprechenden Informationen nicht alleine gelassen wird und alle gemeinsam auf vertret- und verantwortbaren Lösungen hinarbeiten. Oft sind es nicht die großen Dienstleister, sondern manchmal wie in diesem Zusammenhang, unabhängige, hochgradig engagierte Anbieter die hier aktiv werden, wie z.B. die Münchner Initiative Freifunk. An dieser Stelle - ein herzliches Dankeschön!

Viele unserer Gruppen und deren Verantwortliche haben sich mit Mut und Einsatz diesen Herausforderungen gestellt und Lösungen für Ihre Gruppe gefunden.

Eine ganz besondere Herausforderung ist es hierbei, wenn man diese digitalen Gruppen versucht für neue Hilfesuchende zu öffnen. Hier gilt es Möglichkeiten zu finden, die zum Schutz der bestehenden Mitglieder der Selbsthilfegruppen die oben genannten Kriterien erfüllen und zugleich ein Tor zur "Hilfe zur Selbsthilfe" aufmachen können. Aber auch hier konnten Lösungen erarbeitet werden.

Auch wir haben uns intensiv diesen Themen gestellt und arbeiten auch weiterhin daran. Denn Eines hat diese Krise deutlich gemacht: Digitale Anwendungen müssen auch langfristig erprobt, weiterentwickelt und in die zukünftige Arbeit der Selbsthilfe stärker integriert werden.

Gerne stehen wir Interessierten hier mit Informationen zur Seite. Rufen Sie uns an! Wir freuen uns wenn wir Ihnen weiterhelfen können.

 

Bewertung der derzeitigen Messenger und Videokonferenzen (Stand 24.04.2020):

Vorweg erwähnt ergibt sich aus der Auflistung eine gewisse Wertigkeit und diese ist einzig und allein auf Basis der Daten- und Netzsicherheit, zu betrachten.
Im Vordergrund der Bewertung muss immer die Verwendung für die Kommunikation mit sehr vertraulichen Inhalten stehen und demnach sollte dann auch die Wahl des Kommunikationskanals gewählt werden.

Alle Ausführungen beziehen sich immer auf die Verwendung in der Selbsthilfegruppenarbeit und sind nicht auf den Privat- und Businessbereich zu übertragen.

1.    Messenger:

a.    Threema (Firmensitz Schweiz, Pfäffikon):

Dieser Messenger legt besonderen Fokus auf Sicherheit und Privatsphäre und ist der einzige seiner Gattung der absolut anonym betrieben werden kann. Zur Verwendung ist keine Verknüpfung einer Telefonnummer oder Emailadresse nötig.
In diesem Falle muss man die zur Verwendung von Threema erstellte ID der Gegenstelle kennen und manuell zu seinen Threemakontakten hinzufügen. Eine Verknüpfung über die Handynummer ist unbedenklich, da auf den Servern von Threema die keine Daten erfasst und gespeichert werden. Das Zusammenführen der Kontakte erfolgt nur über die Threema ID und der hochwertigen Verschlüsselung.

Threema ist so konzipiert, dass möglichst keine Datenspur entsteht. Daten aus Chats, sowohl Einzel- wie auch Gruppenchats, werden auf dem Gerät verschlüsselt und entschlüsselt, ebenso bei der Gegenseite. Nachrichten aus Text, Bildern oder Dokumenten werden sofort nach Zustellung serverseitig wieder gelöscht. Diese Art der Übermittlung verhindert so das Sammeln und den Missbrauch von persönlichen Informationen, Nachrichten und Metadaten. Hier ein Beispiel zum Absenden einer Nachricht: Der Absender tippt einen Text oder möchte der Gegenstelle ein Bild senden. Nun prüft der Server vor dem Absenden ob die Gegenstelle momentan eine Nachricht empfangen kann (wird im Chat auch mit Symbolen entsprechend angezeigt). Stellt der Server fest, dass die Gegenseite derzeit keine Nachricht empfangen kann (Gerät ausgeschalten oder kein Netz/WLAN), dann verbleibt die Nachricht solange verschlüsselt auf dem Gerät des Absenders, bis die Zustellung wieder möglich ist. Wurde der verschlüsselte Inhalt über den Server zugestellt, dann wird das übermittelte Datenpaket serverseitig wieder gelöscht. Die Entschlüsselung der Nachricht kann nur auf dem Gerät des Empfängers stattfinden.
Somit ist gesichert, dass niemand außer dem vorgesehenen Empfänger den Inhalt der Nachricht lesen kann.

Threema verwendet keine quelloffene Verschlüsselung und gibt die Art der Verschlüsselung, um nicht angreifbar zu werden, auch nicht bekannt. Selbst verschiedene Gerichte kamen zu der Erkenntnis, dass die Fa. Threema die Verschlüsselung nicht preisgeben muss.

Der Standort der Server für den Messenger Dienst befindet sich ausschließlich in der Schweiz.

Threema kann sowohl auf Android, wie auch auf iOS, ohne jeglichen Zugriff auf Speicher, Bilder, SMS und Kontakte betrieben werden. Da sonst kein anderer Messenger diese Möglichkeit bietet, ist dies als eindeutiges Alleinstellungsmerkmal zu werten.

Threema ist absolut DSVGO konform und sogar noch darüber hinaus, da das Datenschutzgesetz der Schweiz noch sensibler mit der Verwertung, Verbreitung und Verwendung von personenbezogenen Daten umgeht. Dies ist vermutlich auch dem hochsensiblen Bankenbereich der Schweiz zu danken.

Trotz des kleinen Wermutstropfens eines einmaligen Preises von 3,99 €, sowohl für Android über den Playstore, wie auch über den Appstore von Apple, ist Threema eine absolute Empfehlung. Sicherheit hat halt mal seinen Preis. Die App ist werbefrei und verbindet nicht zu kostenpflichtigen In-App-Käufen. Der Kauf der App wird dem verwendeten Konto zugeschrieben, muss dadurch nach Handytausch also auch nicht mehr neu erworben werden.

b.    Signal (Firmensitz: USA, Mountain View, Califonia):

Bereits bei der Installation der App werden die Zugriffe auf Speicher, Medien und Kontakte abverlangt. Man kann zwar alles ablehnen, aber spätestens wenn man mit anderen in Kontakt treten möchte, was ja auch Sinn macht bei einem Messenger, muss der Zugriff auf die Kontakte gestattet werden.

Man bedenke jedoch, dass bei dieser Abfrage der Kontaktdaten alle auf dem Gerät gespeicherten Daten eines Kontaktes übermittelt werden. Haben Sie also zu einer Telefonnummer auch Vor- und Zuname, evtl. ein Geburtsdatum und Adresse gespeichert, dann verlassen beim Datenabgleich mit dem Server auch diese Daten Ihr Gerät. Schon aus diesem Grund ist bei der Handhabung dieser App Vorsicht geboten, da die AGB´s keine Auskunft über die Weiterverarbeitung der dadurch gewonnen Daten geben.

Der Messenger bietet eine fortschrittliche Ende-zu-Ende Verschlüsselung auf Basis des quelloffenen Signal Protokols. Wie die Übermittlung und der Verbleib der Daten auf dem Server gehandhabt wird, kann nicht nachvollzogen werden und die gemeinnützige Organisation „Signal“ gibt dazu auch keine Informationen preis. Nach einschlägigen Berichten von Fachmagazinen wird Signal als eine gute und sichere Alternative zu WhatsApp beschrieben. Lediglich der Punkt der unbedingt notwendigen Freigabe der Kontaktdaten wird als Kritikpunkt angeführt.

In den App-Berechtigungen scheint weiterhin bedenklich:
- dass ohne das Wissen des Benutzers Kalendertermine hinzugefügt oder geändert und E-Mails an Gäste gesendet werden können.
- dass SMS/MMS gelesen und empfangen, SMS gesendet und abgerufen werden können.

Als Alternative zu WhatsApp wäre die App mit Sicherheit zu empfehlen. In Hinblick auf Privatsphäre und Datensicherheit eher als neutral einzustufen. Signal ist bei Android und iOS kostenlos und werbefrei zum Download verfügbar.

c.    Telegram (Firmensitz: Vereinigte Arabische Emirate, Dubai):

Der Messenger lässt sich leider auch nur in Bezug auf die Freigabe der Kontakte auf dem Gerät verwenden. Die Nachteile dieser Vorgehensweise wurde bereits unter 1 b ausführlich beschrieben. Telegram gilt als einer der schnellsten Messenger und ist von der Handhabung her als angenehm zu betrachten. Der Funktionsumfang ist für eine kostenlose Messenger-App absolut ausreichend.

Die App kann auch auf mehreren Geräten gleichzeitig und synchron verwendet werden, da der Dienst cloudbasiert arbeitet. Dies birgt jedoch auch einen sehr großen Nachteil. Chatnachrichten, Bilder, Videos und Dateien jeglicher Art werden serverseitig in der Cloud gespeichert und sind somit nicht als sicher einzustufen. Telegram setzt auf eine Kombination aus 256-bit symmetrischer AES Verschlüsselung, 2048-bit RSA Verschlüsselung und dem sicheren Diffie-Hellman Schlüsselaustauschverfahren.

Als Alternative zu WhatsApp wäre die App mit Sicherheit zu empfehlen. In Hinblick auf Privatsphäre und Datensicherheit eher als neutral einzustufen. Telegram ist bei Android und iOS kostenlos und werbefrei zum Download verfügbar.

d.    WhatsApp und Facebook-Messenger
(Firmensitz: USA, Califonia)

Beide Messenger sind als absolut bedenklich einzustufen, da auf Grund der Möglichkeit personifizierte Werbung einzublenden die Ende-zu-Ende Verschlüsselung fast vollends aufgeweicht werden musste. Somit können Chatinhalte serverseitig gelesen und verarbeitet werden. Kontaktdaten die man an WhatsApp/Facebook übermitteln muss können und werden zu kommerziellen Zwecken verwendet.

Zur Verwendung für sensible Gespräche zwischen Gruppenmitgliedern absolut nicht tragbar. Beide Messenger sind kostenlos für Android und iOs, allerdings mit der Option der personifizierten Werbeeinblendung.

2.    Videokonferenzen:

Gerade in der Zeit der Corona-Krise genießen Videokonferenzen sowohl im Firmen- wie auch im Privatbereich große Beliebtheit. In Konferenzen mit nahezu unbegrenzten Teilnehmern lässt es sich in Zeiten der Kontaktsperre unbeschwert kommunizieren.

Die Bewertung der Videokonferenzen ist hier auf eine Auflistung reduziert und weist nur stichpunktartig auf Mängel oder Positives.

- Jitsi Meet (über Freifunk.net)
- Skype
- Mircosoft Teams
- WebEx von Cisco
- Zoom
- WhatsApp Gruppenchat Videofunktion

a.    Jitsi Meet

bietet einen Account freien Zugang und erfordert keinerlei Freigaben auf Gerätedaten. Lediglich Freigabe für Mikrofon und Kamera, was auch Sinn macht wegen Ton und Bildübermittlung in einer Videokonferenz. Beides wird bei Jitsi in hervorragender HD-Qualität übermittelt. Als zusätzliche Sicherheit ist es bei Jitsi möglich den zu verwendenden Server selbst festzulegen. Hier empfiehlt sich für den deutschen Bereich folgende Adresse https: //jitsi.hamburg.freifunk.net

Absolute Empfehlung

b.    Skype

ist ein Microsoftprodukt und ist in Windows 10 standardmäßig installiert. Bei Verwendung von Skype muss man sich nur vor Augen halten, dass die Daten über die Microsoft Inc. in den USA laufen.

Empfehlenswert

c.    Microsoft Teams

verhält sich wie Skype. Gerade im Business- und Schulbereich oft in Verwendung.

Empfehlenswert

d.    WebEx von Cisco

ist eine stabile und gut zu bedienende Anwendung mit stabiler Ton und Bildübertragung. Die börsennotierte Firma Cisco hat ihren Sitz in San Jose, Califonia, USA, wo sich auch die Hauptserver befinden.

Empfehlenswert

e.    Zoom

kommt derzeit nicht mehr aus den negativen Schlagzeilen. Anfang der Corona-Krise hatte die Fa. Zoom einen enormen Zulauf an Nutzern zu verbuchen. Dann kam die erste bestätigte Meldung, dass Zoom die Benutzerdaten von iOS Nutzern an Facebook weiterübermittelt. Daraufhin wurde nachgebessert, dann kam der Hackerangriff auf Zoom wo unzählige Nutzerdaten gestohlen wurden und im Darknet zum Verkauf kamen. Zoom ist leicht zu bedienen und läuft stets stabil. Ton- und Bildqualität lassen sehr oft zu wünschen übrig.

keine Empfehlung

f.    WhatsApp (Facebook)

Gruppenchats aufgrund ständigem Datenabgriff in Bezug auf Kontaktdaten wie schon unter 1 d Messenger beschrieben, auf keinen Fall zu verwenden.

absolut keine Empfehlung

Alle Ausführungen beziehen sich immer auf die Verwendung in der Selbsthilfegruppenarbeit und sind nicht auf den Privat- und Businessbereich zu übertragen.


Offene Online-Gruppe im Blauen Kreuz München e.V.

Montag 20 Uhr (Selbsthilfegruppe Haar I, Jagdfeldring 13b, Kirche St. Bonifatius)
Kontakt unter: shg-haar1@blaues-kreuz-muenchen.de  oder +49 (0) 1525 8955786


(03-2020)

In Zeiten von Corona (Covid 19) muss die Arbeit der Selbsthilfegruppen nicht stillstehen ...

…. wie zum Beispiel in der Gruppe Haar I vom Blauen Kreuz München e.V.

Unter dem Motto „Selbsthilfe zur Selbsthilfe“ organisiert sich die Gruppe Online. Die Kommunikation erfolgt über den sicheren Messenger Threema, da WhatsApp nicht als die richtige Plattform erachtet wurde. In der erstellten Gruppe „BK Gruppe Haar“ hat sich der Großteil der Gruppenteilnehmer eingefunden und diskutiert über Alltags-, sowie auch über die Problemthemen, aus der eigentlichen Gruppenarbeit. Aufgrund der sicheren Umgebung im Messenger Threema kann auch ungehindert „ganz offen“ gesprochen (geschrieben) werden.

Darüber hinaus fand am Montag den 23. März zur gewohnten Gruppenzeit, um 20:00 Uhr, der erste Online-Gruppenabend statt. Über Videokonferenz fanden sich immerhin 12 Teilnehmer zum Meeting ein und gestalteten den Gruppenabend wie in der gewohnten Umgebung der St.-Bonifatius-Kirche in Haar am See, nur eben von zuhause aus auf dem Sofa. Da es in einzelnen Fällen noch zu technischen Problemen kam, werden in Testmeetings über die Woche hinweg alle auf einen Stand gebracht, so dass in der nächsten Woche montags so viele wie möglich am Onlinegruppenabend ohne Probleme teilnehmen können.

Die Möglichkeit des Gruppenabends wurde mit großer Begeisterung angenommen und bietet in der momentanen schweren Zeit eine hervorragende Alternative zu den herkömmlichen Treffen.

(shg haar mk mk)