Allgemeine und weiterführende Informationen zu KT, "Harm reduction" etc.
Was ist "Harm reduction"
Eine Erklärung der International Harm Reduction Association
Harm Reduction ist auf die Ursachen von gesundheitlichen Risiken und Schäden gerichtet. Die Bestimmung von Gesundheitsschäden, ihre Ursachen und eine Entscheidung hinsichtlich angemessener gesundheitspolitischer Maßnahmen erfordern eine Bestandsaufnahme des Problems und eine Evaluation möglicher Handlungsmaßnahmen zur Reduzierung der Risiken. Maßnahmen, welche auf dem Harm Reduction Ansatz basieren, müssen auch solche Faktoren berücksichtigen, die Drogenkonsumenten möglicherweise besonders anfällig machen, also beispielsweise Alter, Geschlecht und Gefängnishaft.
Auf Fakten basierend und kostenwirksam
Maßnahmen des Harm Reduction Ansatze sind praxisorientiert, machbar, effektiv, sicher und kostenwirksam. Harm Reduction will, dass die Methoden und Praktiken des Ansatzes auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Die meisten Methoden des Harm Reduction Ansatzes sind kostengünstig, praktikabel und haben einen hohen Wirkungsgrad hinsichtlich der Gesundheit des Einzelnen als auch der Gemeinschaft. In einer Welt mit knappen Ressourcen wird der Nutzen dann maximiert, wenn kostengünstige Maßnahmen mit einem hohen Wirkungsgrad teueren Maßnahmen mit geringem Wirkungsgrad vorgezogen werden.
Schritt für Schritt
Den Praktikern von Harm Reduction ist der Stellenwert jeder positiven Veränderung, welche Menschen in ihrem Leben vornehmen, bewusst. Maßnahmen des Harm Reduction Ansatzes stärken das Individuum, sind frei von Zwang und nehmen Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse. Angebote des Harm Reduction Ansatzes sind so gestaltet, dass sie den Bedürfnissen der Menschen entsprechen, jeweils abhängig von ihrer jeweiligen Lebenslage. Kleine Verbesserungen des gesundheitlichen Zustands vieler Menschen haben einen größeren Nutzen für das Gemeinwesen als heroische Fortschritte einiger weniger. Menschen sind eher in der Lage, eine viele kleine Schritten zu machen, als einen oder zwei riesengroße.Oftmals kann man die Ziele hinsichtlich einer Reduzierung der gesundheitlichen Risiken und Schäden ordnen: Auf der einen Seite des Spektrums stehen eher praktikable Lösungen (beispielsweise Maßnahmen, die Menschen helfen, gesund zu bleiben). Auf der anderen Seite stehen erstrebenswerte, aber schwer zu erzielende Lösungen. Abstinenz gilt in dieser Hierarchie als erstrebenswertes aber schwer realisierbares Ziel. Von äußerster Vordringlichkeit ist jedoch, irreparablen Gesundheitsschäden vorzubeugen und das Überleben Drogenabhängiger zu sichern, während gleichzeitig anerkannt wird, dass es eine Vielzahl anderer Prioritäten geben kann.
Würde und Mitgefühl
Harm Reduction Praktiker akzeptieren Menschen so, wie sie sind, und vermeiden es, über sie zu richten. Menschen mit Drogenproblemen sind auch immer jemandes Sohn oder Tochter, Schwester oder Bruder oder Vater oder Mutter. Das Mitgefühl erstreckt sich auf Angehörige der Drogenabhängigen und die Gemeinschaft, in der sie leben. Befürworter des Harm Reduction Ansatzes sind gegen eine vorsätzliche Stigmatisierung von Menschen, die Drogen nehmen. Ein Sprachgebrauch, der Menschen mit Drogenproblemen als „Plage, „Junkies“ oder „soziales Übel“ bezeichnet, nährt Vorurteile, grenzt aus und erschwert jedwede Hilfestellung für die Betroffenen. Sprachgebrauch und Terminologie sollten immer Respekt und Toleranz zum Ausdruck bringen.
Universalitätsprinzip und Interdependenz der Rechte
Menschenrechte sind allgemeingültig. Menschen, die Drogen nehmen, verlieren nicht ihre Menschenrechte, einschließlich des Rechtes auf Gesundheit, Arbeit, staatliche Sozialleistungen, Teilhabe an den Errungenschaften des wissenschaftlichen Fortschritts und seiner Anwendung, Schutz vor willkürlicher Haft und dem Schutz vor grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung. Harm Reduction lehnt die bewusste Inkaufnahme einer Schädigung von Individuen im Namen von Drogenbekämpfung und Drogenprävention ab und setzt sich für eine Drogenpolitik ein, die im Einklang mit den Menschenrechten steht und diese respektiert.
Infragestellung von Maßnahmen, die maximalen Schaden verursachen
Viele Faktoren beeinflussen die gesundheitlichen Risiken und Schäden eines Drogenkonsums: Das Verhalten und die Entscheidungen desjenigen, der Drogen nimmt, die äußeren Umstände, unter denen die Drogeneinnahme erfolgt, sowie Gesetze und politische Maßnahmen, die der Drogenbekämpfung dienen sollen. Viele dieser Maßnahmen und Praktiken – manchmal vorsätzlich, in anderen Fällen unabsichtlich - erhöhen gesundheitliche Schäden und Risiken der Drogeneinnahme oder schaffen diese überhaupt erst. Dies gilt für die Kriminalisierung des Drogenkonsums, Diskriminierung, missachtende und korrupte Polizeipraktiken, restriktive Strafgesetzgebung und Zwangsmaßnahmen, die Verweigerung lebensrettender medizinischer Versorgung und des Zugangs zu Angeboten medizinischer Fürsorge des Harm Reduction Ansatzes, sowie soziale Ungleichheiten. Die Praktiken und Methoden des Harm Reduction Ansatzes sollen Menschen dabei unterstützen, ihr Verhalten zu ändern. Ebenso dringlich ist die Infragestellung internationaler und nationaler Gesetzgebungen und Drogenpolitik, die gesundheitliche Risiken und Schäden der Drogeneinnahme verschärfen.
Transparenz, Verantwortlichkeit und Mitwirkung
Praktiker und Entscheidungsträger sind für ihre Entscheidungen und die daraus resultierenden Erfolge und Misserfolge verantwortlich. Der Harm Reduction Ansatz befürwortet einen offenen Dialog, Aussprache und Debatte. Ein breites Spektrum von Beteiligten muss an der Planung und Fortentwicklung von politischen Maßnahmen und an der Durchführung von Programmen und ihrer Evaluierung beteiligt sein. Insbesondere sollten Drogenkonsumenten und andere Betroffene an Entscheidungen mitwirken, die sie selbst betreffen.
Kontrolliertes Trinken
Kontrolliertes Trinken (abgekürzt kT) bezeichnet ein Trainingsprogramm zur Konsumreduktion von Alkohol. Bei diesem Behandlungskonzept steht die Selbstkontrolle des Verhaltens im Umgang mit Alkohol im Vordergrund und nicht, wie bei den herkömmlichen Behandlungskonzepten in der Suchthilfe, die Abstinenz.
Konzept
Entwickelt wurde das Konzept vom deutschen Psychologen und Suchtforscher Joachim Körkel, der sich in seinen Schriften von der Abstinenzorientierung in der Suchthilfe abwendet. Eine mögliche Entscheidung zur Abstinenz schließt er jedoch nicht aus, sofern diese auf freiwillige und selbständige Motivation des Klienten bzw. Patienten basiert.
Das Training zum kontrollierten Trinken kann im Einzel- oder im Gruppensetting durchgeführt werden. Das 10-Schritte-Programm stellt dabei eine konkrete Struktur mit unterschiedlichen Themen der Lebensgestaltung im Kontext einer Alkoholsuchtthematik dar. Im Vorfeld geführte Klärungsgespräche (Anamnese und klinische Diagnostik) bzw. die Nachsorge (oder Nachbetreuung) gehören ebenfalls zum Behandlungskonzept.
Charakteristik
Die Prinzipien des Trainingprogramms sind zieloffenes Arbeiten und Förderung der Selbstverantwortlichkeit des Klienten bzw. Patienten im Hinblick auf sein Verhalten. Eine allgemein formulierte Voraussetzung für die Teilnahme am Training ist eine erhöhte Motivation zur Veränderung der Lebenssituation. Hier liegt auch der verhaltenstherapeutische Ansatz dem Training zugrunde, welche sich handlungsanleitend auswirken soll. Zur Unterstützung der Reflexionsfähigkeit und als strukturgebendes Werkzeug zur Selbstkontrolle werden personalisierte Teilnehmermanuale und Trinktagebücher verwendet. Eine psychotherapeutische Intervention ist während des Trainings nicht vorgesehen, jedoch nach Beendigung dieser zur weiteren Selbstreflexion möglich.
Kritik
Der Ansatz wird von der überwiegenden Anzahl Suchtmediziner kritisiert und als nicht zielführend angesehen. Zum einen sei nicht definiert für welche Patientengruppe das Behandlungskonzept geeignet sei. Zum anderen würden Langzeituntersuchungen zeigen, dass nur etwa 1,6 % aller Patienten, die bereits einmal wegen ihrer Alkoholkrankheit behandelt wurden, zum stabil, moderaten Konsum, ohne exzessive Phasen, zurückkehren könnten. Im Konzept selber sei gewissermaßen der Widerspruch begründet: Das Konzept fordere vom Alkoholkranken sorgfältig und sogar zwanghaft die Zeit, den Ort und die Umstände seines Trinkens vorzubestimmen und rigide die Trinkmenge zu begrenzen. Wesen der Alkoholkrankheit sei aber gerade die Kontrollminderung und Zwanghaftigkeit, die dem Trinkverhalten zugrunde liege und die, wie auch tierexperimentelle Studien zeigten, nicht oder, nach manifestierter Alkoholkrankheit, nicht mehr reversibel sei.[1]
( Quelle wikipedia)
04.2017: Online den Alkoholkonsum reduzieren
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unterstützt Menschen, die ihr riskantes Trinkverhalten reduzieren und dabei anonym bleiben wollen. Das Online-Programm zur Reduzierung von Alkoholkonsum, „Change your drinking“, ermöglicht eigenständig sein persönliches Konsumverhalten zu überprüfen und zu ändern. http://www.kenn-dein-limit.info/change-your-drinking.html